Die Schützenbruderschaft
Ursprünge der Schützenbruderschaft St. Wendelin sind bereits um 1787 zu finden. Im Archiv des Hofes Wesseling-Effing befindet sich eine sogenannte Musterungsliste aus dem Jahre 1787.
Nach Aussage des Westfälischen Landesamtes für Archivpflege in Münster handelt es sich bei der „Musterungsliste der Bauernschaft Wirthe, de dato 29. September 1787“ bzw. 20. November 1787 um eine Liste für ein örtliches Kirchspielaufgebot, das wie andere in der Region zur Abwehr allgemeiner Gefahren wie Brand, Verfolgung der auf frischer Tat ertappten Verbrecher und ebenso der Landesverteidigung in Aktion trat.
Warum eine Schützenbruderschaft: eine Schützenbruderschaft ist der Kirche nahe verbunden. Es hat kirchlich, religiöse Hintergründe, weswegen wir als Landgemeinde eine Schützenbruderschaft, und keinen Schützenverein gegründet haben.
Der Schutzpatron
Schutzpatron der Wirter Schützenbruderschaft ist der hl. St. Wendelin. Wendelin soll aus königlichem Geschlecht stammen, sich jedoch für ein Leben im Dienste Gottes entschieden haben. Auf der Suche nach einem ungestörten Platz kam er bis in die Gegend von Blies und Saar. Dort traf Wendelin einen Edelmann, der ihn zu seinem Viehhirten machte. Wendelins Demut und Frömmigkeit beschämte den Edelmann, der dem Heiligen daraufhin in der Nähe eines Mönchsklosters eine Zelle erbaute.
Als Wendelin starb, so die Legende weiter, begruben ihn die Mönche. Am nächsten Morgen lag der Leichnam jedoch neben dem Grab. Man legte den Toten auf einen Ochsenwagen und ließ die Tiere den Weg suchen. Die Ochsen zogen den Wagen zu Wendelins alter Betstatt, wo er schließlich seine Ruhe fand.
Die Bruderschaftsfahne
Als nach der Gründung der Schützenbruderschaft Borkenwirthe im Jahre 1955 das erste Schützenfest stattgefunden hat, wurden erste Stimmen nach einer eigenen Bruderschaftsfahne laut. Eine Landjugendfahne übernahm bis dato den Dienst. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung wurde am 16.10.55 die Anschaffung einer Bruderschaftsfahne beschlossen. Zur Finanzierung sollte sich jeder Haushalt an einer Sammlung beteiligen und man entschied, dies in Form von Geld und Sachwerten durchzuführen.
Man beauftragte die Firma Glas-Egeling-Münster zunächst mit dem Entwurf einer Schützenfahne. Es wurden Entwürfe angefertigt und diese dem damaligen Vorstand zur Begutachtung vorgelegt. Hier ging es erst einmal um Form und Gestaltung, in weitern Besprechungen um Farbe und Aussehen. Schnell wurde man sich über die Motive einig und man entschied sich für den „Mittelpunkt“ der Gemeinde, die selbst erbaute Kirche, der alten Dorfschule mit den Eichen und das Symbol der Landjugend auf der einen Seite, sowie den Schutzpatron, dem hl. St. Wendelin auf der andern Seite. Farben und verwendete Stoffe wurden im weiteren besprochen.
Das verwendete Material und die aufwendigen Stickereien mit denen die Fahne versehen werden sollte, war für die damalige Zeit bereits beachtlich. Man entschied sich also für die Ausführung der Fahne, wie wir Sie 60 Jahre zu vielen Anlässen schätzen konnten. Sie symbolisiert die Wurzeln der Wirther Schützenbruderschaft und der Gemeinde zu ihrer Kirche, und ehrt zugleich unseren Schutzpatron, den Heiligen St. Wendelin.
Auf der Generalversammlung am 16.02.2013 haben die Schützenbrüder für eine Anschaffung einer neuen Fahne gestimmt. Nach Festlegung des Design wurde bei der bayerischen Fahnenstickerei Jäschke in Engelsberg eine neue Fahne in Auftrag gegeben. Es finden sich wieder unser Schutzpatron auf der eine Seite und und die Hl. Kreuz Kirche auf der anderen Seite auf der Fahne wieder. Ergänzt wird Gemeindekirche nun noch vom Ehrenmal und 8 Eichenblättern, die die 8 Hööke in Borkenwirthe symbolisieren.
Am 09. Mai 2015 ist die Fahne in einem feierlichen Rahmen zum 60jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft St. Wendelin Borkenwirthe geweiht worden. Zu diesem Anlass kamen unsere Nachbarvereine mit Ihren Fahnenabordnung. Nach der Fahnenweihe ist ein Großer Zapfenstreich auf dem Kirchplatz abgehalten worden.
Die Gemeinde
Noch im 18. Jahrhundert hieß unsere rund 600 Seelen zählende Bauernschaft Borkenwirthe “Butenwirthe” im Gegensatz zu “Binnenwirthe” (Gemenwirthe). “Buten” und “Binnen” bezogen sich auf die Zugehörigkeit und die Lage zur Stadt Borken.
“Wirthe” wird dem Althochdeutschen “warid” und “vert” = wert, würdig vorkommend zugeordnet. Der Name läßt sich auch in Zusammenhang bringen mit “wert”, “werder” = Niederung. So wird Borkenwirthe und die umliegende “Wirther Mark” (Gemeindegrund) als eine der Stadt Borken vorgelagerte “wertvolle Landinsel oder Niederung” (Bauernschaft mit fruchtbarem Boden) bezeichnet.
Bereits im Jahre 1150 tritt der Name Butenwirthe bei einem Gut Emekinc (Eming, jetzt Steverding-Eming/ Große-Kleimann) auf. 1537 besaß Butenwirthe einen Freistuhl der Fehme (Gericht), den Weddingstuhl, genannt “Vryenstohl up dese Syth an de Havekers Stegghe”. Auf dem Hungerhoffsesch – so die Sage – ist es nicht geheuer, dort spukt das “Hermänneken un een Reh”.
Borkenwirthe war Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur kommunalen Neuordnung der Kreisstadt Borken bis zum 1. Juli 1969 politisch und schulisch selbständig und zählte zu den flächenmäßig größten Landgemeinden des Kreises. Kirchlich gehörte Borkenwirthe zu St Remigius Borken. In den Kriegsjahren und noch bis 1949 diente die umgebaute Scheune auf dem Hofe Ening als Notkirche.
Mit der Neugründung der katholischen Kirchengemeinde Heilig-Kreuz und der im Engeland Esch zentral von Bürgern selbst errichteten gleichnamigen Backsteinkirche – sie wurde vom damaligen Weihbischof Heinrich Roleff aus Münster feierlich eingeweiht – hat sich in Borkenwirthe ein über die Region hinaus beispielhaftes, reges vereins- und Kulturleben entwickelt. Sicherlich auch ein Verdienst der Pfarrer Karl Baron, Klemens Lammerskötter und Pater Klemens Klein-Heßling.
Heute ist Borkenwirthe ein aktiver Bestandteil der fusionierte Kirchengemeinde St. Ludgerus.
Die Leute…
Heimatverbundenheit, Pflege von Traditionen und vielschichtige Aktivitäten prägen das Gemeindeleben der Borkenwirther. So stehen in den Hooksgemeinschaften jahrhunderte alte Bräuche nachbarschaftlicher Beziehungen im Vordergrund, deren Ursprung in der Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe bei eventuellen Notsituationen zu finden ist. Noch heute haben die sogenannten Nachbarpflichten einen hohen Stellenwert, wobei natürlich auch positive Seiten anläßlich der alljährlich stattfindenden Nachbarfeste zum Tragen kommen.
…und die Vereine
Weiterhin gibt es kulturelle Aktivitäten, die über unsere Gemeinde hinaus gehen. So waren drei Borkenwirther – Franz Oßing als Hauptinitiator, Ewald Doods und als Jüngster Johann Kemper – mit Unterstützung von Kanonikus Wiggenhorst von St. Remigius Borken 1949 Mitbegründer der Katholischen Landjugendbewegung Deutschland.
Mit der Gründung wurde eine braune Fahne mit den Emblemen Kreuz und Pflug gefertigt. Etwa 10 Jahre danach folgte eine neue Fahne mit grünem Hintergrund und den gleichen Symbolen.
Die ursprüngliche, braune Version ist noch heute im Besitz der Instrumentalgruppe Borkenwirthe, einer weiteren über die Grenzen hinaus bekannte Gemeinschaft musikbegeisterter Borkenwirtherinnen und Borkenwirther.
Bei dem engen Bezug zum Gemeinsinn und der Kirche ist es verständlich, daß Borkenwirthe zu den bereits genannten Vereinen und Gruppen mit dem Kirchenchor Cäcilia, den Landfrauen und der Seniorengemeinschaft ein vielseitiges Spektrum gemeinschaftlicher Aktivitäten anbietet.
Wo Isen ligg un Eken waßt,
dor bünt ok Löö, de daorbi paßt !
Heimatleed van Borkenwirthe
1. Wo de Straot van Borken hen nao Burlo geht,
waor de Kerke tüsken Land un Büske steht, waor de Buurenhöwwe liggt so wiet verströit, daor is miene Heimat, daor is miene Fröid. |
2. Gaoh ick sunndaggs morgens fröhlik nao de Kerk,
gaoh ick wörkeldagges flittig an mien Werk, singe ick mien Leed so vull van Seligkäit, hieris miene Heimat, hier is miene Fröid. |
3. Döör de Welt bün icke wandert wiet ümhéér,
Düütsland soah ick van de Alpen bes ant Meer. Aber waor ick was: up Berg, up Strom of Land, traock dat Heimweh mi weer trügg´naot Borkske Land. |
4. Borkenwirthe, Heimat, ick bün stolz up di!
Heimat, Borkenwirthe, dat versprääk´ick di: Treu will ick di bliewen, so as du bliwws mi, un mutt ick dann sterwen, laot mi ruhn in di. |
Musik und Text: Robert Kemper